Umfrage der Uni Lüneburg – Stimmung in etlichen Betrieben deutlich verschlechtert

Für Krisenbewältigung kriegen die Manager schlechte Noten


Von Stephan Maaß 26. Mai 2009

Umfrage der Uni Lüneburg – Stimmung in etlichen Betrieben deutlich verschlechtert

Die Konjunkturkrise führt zunehmend zu Verunsicherung bei Beschäftigten. Und während die Rahmenbedingungen tatsächlich schlechter werden, sorgen viele Chefs zusätzlich noch für schlechte Stimmung, weil sie die Interessen der Arbeitnehmer zu wenig berücksichtigen, so das Ergebnis einer Umfrage des Instituts für Mittelstandsforschung an der Universität Lüneburg mit der Personalberatung Hanseatisches Personalkontor Hapeko unter mehr als 2400 Beschäftigten. […]

„Insgesamt zeigt sich eine nicht unbeträchtliche Verunsicherung“, sagt Institutsleiter Albert Martin. „Optimismus ist eher selten, viele Arbeitnehmer berichten über eine Verschlechterung des Betriebsklimas“, so der Wirtschaftsprofessor. Die Befragten beurteilten die Auswirkungen der gegenwärtigen wirtschaftlichen Krise auf Stimmung und Klima im Betrieb sowie auf die persönliche Arbeitssituation und das Verhalten des Arbeitgebers in der Krise. Heraus kam, dass Unternehmen derzeit nicht nur vor einer wirtschaftlichen, sondern auch vor einer personalpolitischen Bewährungsprobe stehen.

Unabhängig von der Position als Führungskraft oder Mitarbeiter monieren sieben von acht Befragten sowohl bei der Konzeption als auch bei der Kommunikation von geplanten Maßnahmen zur Krisenbewältigung die mangelnde Berücksichtigung von Arbeitnehmerinteressen. Nur elf Prozent attestieren ihrem Arbeitgeber ein ausgeprägtes Bemühen um eine Balance zwischen unternehmerischen Interessen und den Interessen der Belegschaft.

Für die Befragung wurden im April rund 40 000 E-Mails aus dem Datenbestand des hanseatischen Personalkontors verschickt mit der Aufforderung, sich auf den Seiten des Lüneburger Instituts an der Umfrage zu beteiligen. Gut 2400 machten mit. Die Zielgruppe der Karrierestudie sind laut Martin Arbeitnehmer mit qualitativ anspruchsvollen Tätigkeiten in der gewerblichen Wirtschaft.

Angesprochen auf die Auswirkungen der Krise auf den eigenen Arbeitsplatz, antwortete jeder achte Arbeitnehmer, dass er fest damit rechne, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Fast 50 Prozent sind demnach zumindest unsicher, ob sie ihren Arbeitsplatz behalten werden. Ein Drittel erwartet, dass sich der Wettbewerb um den Arbeitsplatz verschärfen wird. Ausgesprochen pessimistisch beurteilen etwa 16 Prozent der Befragten die Stimmung im Unternehmen, weitere knapp 30 Prozent schätzen die Stimmung aufgrund der derzeitigen Wirtschaftslage zumindest pessimistisch ein. Lediglich acht Prozent der Arbeitnehmer sind dagegen trotz Krise sehr optimistisch gestimmt.

Nach Branchen aufgegliedert, bewerten Finanzdienstleister die Situation besonders negativ, gefolgt vom Handel, während Arbeitnehmer in internen Unternehmensbereichen zuversichtlicher sind. Besonders ausgeprägt ist der Pessimismus derzeit in größeren Unternehmen. Trotzdem bewerten gerade die Befragten in großen Unternehmen ihren Arbeitsplatz als verhältnismäßig sicher. Überdurchschnittlich pessimistisch beurteilen vor allem Führungskräfte die Krisenlage.

„Zu einem vollständigen Bild gehört allerdings auch die Feststellung, dass die Arbeitnehmer, was ihre persönliche berufliche Zukunft angeht, insgesamt durchaus zuversichtlich bleiben“, sagt Martin.

Auch bei der Handelskammer werden Auswirkungen der Krise registriert. Bislang hätten rund 1000 Teilnehmer eines der Angebote genutzt, die Unternehmen Informationen über den Umgang mit der Krise vermitteln soll, so die Kammer. Die Zahl der Sprechtage mit Vertretern der Kreditanstalt für Wiederaufbau habe sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Und die Informationen zum Thema Krisenmanagement auf der Intersetseite der Kammer seien bereits fast 3700 Mal angeklickt worden.“

Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article3803075/Fuer-Krisenbewaeltigung-kriegen-die-Manager-schlechte-Noten.html